Kamera-Modus: was bedeuten M, S, A, P & Co.?

Kamera-Modus verstehen

Hast du deine Kamera griffbereit?
Heute lernst du sie wieder ein Stück weit besser kennen, wir gucken uns nämlich das sogenannte Moduswahlrad genauer an. :)

So gut wie jede Kamera verfügt über dieses knubbelige Ding, das mit verschiedenen kryptischen Bezeichnungen versehen ist: M, S, A, P, Tv, SCN, B, Av, C1, C2, … teilweise werden die Buchstaben dann noch um kleine Symbole wie eine Blume oder ein Gesicht ergänzt.
Wofür ist das gedacht? – Ganz einfach: hierüber stellst du ein, in welchem Modus du fotografieren möchtest: auf Automatik, wo die Kamera alles für dich übernimmt und du nur noch den Auslöser drücken musst? Ganz manuell, wo du Blende, Belichtungsdauer und all ihre Freunde selber festlegst? Oder irgendetwas dazwischen? Auswahl gibt es ja genug! ;)

Du findest das alles eher verwirrend und bist dir nicht sicher, was eigentlich der Unterschied zwischen diesen ganzen Optionen ist? Am liebsten bleibst du im automatischen Modus, auch wenn die Bilder dann oft nur so lala werden? – Keine Panik! In diesem Artikel lernst du endlich, was die verschiedenen Modi bedeuten und in welcher Situation du mit welcher Einstellung am besten beraten bist. :)

Wo finde ich das Modus-Wahlrad?

Je nachdem, welche Kamera du besitzt, ist es auf der Oberseite der Kamera rechts oder links angebracht.

Hier habe ich mal einige verschiedene Kameras zum Vergleich nebeneinander gestellt:

Modus-Wahlrad an der Kamera
Das Modus-Wahlrad an verschiedenen Kameras: unten links Sony alpha 6000, darüber Canon PowerShot SX120IS, Canon 40D (oben Mitte), Canon 5D Mk III (rechts)

Was bedeuten die Bezeichnungen?

Wie du siehst, unterscheiden sich die Bezeichnungen häufig.
Zum Teil liegt das daran, dass die verschiedenen Kameras unterschiedliche Modi mitbringen. Teilweise werden aber auch einfach von den unterschiedlichen Herstellern unterschiedliche Bezeichnungen für den eigentlich gleichen Modus verwendet.

Lass dich davon nicht verwirren – du musst dir ja nur merken, was an deiner eigenen Kamera was ist.

Motivprogramme / Szenen (SCN)

Fangen wir mit den Bildchen an. ;) Dahinter verbergen sich die sogenannten Motivprogramme, beispielsweise für Portraits oder Nachtaufnahmen. Letztlich ist das nichts anderes als ein Automatikmodus, in dem du der Kamera aber mitteilst, um was für eine Art Motiv es sich handelt. Je nachdem werden einige Einstellungen wie beispielsweise die Blendenöffnung oder die Belichtungszeit angepasst.
Im Sport-Modus fällt die Belichtungszeit beispielsweise sehr kurz aus, damit auch rennende Fußballer noch knackig scharf erwischt werden und nicht verwackeln.

Bei manchen Kameras hast du sowohl die Piktogramme für die häufigsten Motivsorten abgebildet, darüber hinaus aber noch die Option „SCN“ (Szene) für alle weiteren Optionen. Da musst du dann kurz ein Menü öffnen und die passende Szene auswählen.

Im Vergleich zum Automatik-Modus sind Motivprogramme auf jeden Fall die bessere Wahl. Gerade, wenn du mit der Fotografie noch nicht so vertraut bist, kannst du darüber lernen, eine Situation richtig zu beurteilen: wie hell ist es, bewegt sich mein Motiv, um was für ein Licht handelt es sich (grelle Neonröhren oder das orange Licht eines Sonnenuntergangs), …?
Tipp: Probiere einmal aus, wie das gleiche Motiv mit verschiedenen Programmen aussieht: fotografiere die gleiche Szene mit verschiedenen Motivprogrammen und vergleiche die Ergebnisse miteinander. Diese Erfahrungen werden dir später helfen, wenn du dich in den manuellen Bereich vortastest.

Auto = Vollautomatik (nicht mit A /Av verwechseln!)

Im Automatikmodus übernimmt die Kamera alles für dich. Du musst sie nur einschalten, den gewünschten Bildausschnitt wählen und den Auslöser drücken. Falls es zu dunkel ist, wird automatisch der Blitz zugeschaltet.

In vielen Situationen liefert dieser Modus mehr oder weniger brauchbare Bilder ab – vor allem, solange dein Motiv sich nicht bewegt und es hell genug ist. Bei herumtollenden Hunden wirst du hier nur verwackelte Bilder bekommen, da die Kamera nicht weiß, dass sie hier kürzere Verschlusszeiten nehmen sollte. In diesem Fall solltest du nachschauen, ob du nicht ein Motivprogramm für Sportaufnahmen hast.

Der eingebaute Blitz einer Kamera ist leider selten eine gute Idee. Wir alle kennen diese Zombie-Fotos, wo Leute mit viel zu hellen Gesichtern und roten Augen vor einem komplett schwarzen Hintergrund stehen, oder? Auch wenn es eigentlich ein gemütlicher Abend bei Kerzenschein war? Du siehst schon, hier hat’s der Automatikmodus eindeutig verkorkst und du bist mit einem anderen Modus besser beraten.

Auf den Schärfe-Unschärfe-Verlauf hast du im Automatikmodus keinen Einfluss, du kannst also nicht steuern, dass dein Motiv scharf ist und der Hintergrund verschwommen.

Je nach Kamera gibt es teilweise zusätzlich eine sogenannte intelligente Automatik (iA), bei der auch Zusatzfunktionen wie eine Motiverkennung aktiv sind.

Bei den meisten Kameras ist der Automatikmodus grün hervorgehoben. Teilweise heißt er „Auto“, auf der Sony a6000 ist es einfach nur ein grünes Kamerasymbol, bei Canon ist es ein grünes Rechteck.
Achtung: Der Modus „A“ bzw. „Av“ ist etwas anderes, dazu weiter unten mehr.

Beim automatischen Modus musst du nichts weiter tun als das Auslöseknöppchen zu drücken. Du hast nicht viel Einfluss auf das Bild, musst dich dafür aber auch um nichts kümmern. Wenn du tagsüber ein statisches Motiv fotografierst, beispielsweise eine Landschaft, liefert die Vollautomatik in der Regel annehmbare Bilder. Vor allem in dunkleren Situationen, wo automatisch der Einbaublitz deiner Kamera ausgelöst würde, oder bei sich bewegenden Motiven stößt die Automatik aber an ihre Grenzen.

M = manueller Modus

Das Gegenteil des Automatikmodus: hier hast du die volle Kontrolle!
Belichtungszeit, Blende, ISO, Blitz, … all das stellst du selber ein. Wenn du weißt, was du tust, kannst du hiermit die optimalen Einstellungen für jede erdenkliche Situation wählen, denn die Kameraautomatik hat halt einfach ihre Grenzen. Auch um dich mit deiner Kamera vertraut zu machen, ist dieser Modus hervorragend geeignet.

In schwierigen Situationen, wo sich beispielsweise die Lichtbedingungen rasch ändern, kommst du aber womöglich nicht damit hinterher, die Einstellungen immer rechtzeitig anzupassen. Dann eignet sich einer der im Folgenden beschriebenen halbautomatischen Modi.

Der manuelle Modus ist die Königsdisziplin der Fotografie. Er setzt voraus, dass du dich mit dem Zusammenspiel von Blendenöffnung, Belichtungsdauer, Fokus, Weißabgleich und so weiter auskennst. Dann bist du gewappnet, um jede Situation mit den jeweils bestmöglichen Kameraeinstellungen zu fotografieren.

S /  Tv =  Zeitpriorität bzw. Blendenautomatik (time value)

Für diesen Modus gibt es verschiedene Bezeichnungen – S oder Tv.

Du stellst selber die Belichtungszeit ein, alles andere regelt im Normalfall die Kamera. Bei Bedarf kannst du alle Parameter bis auf die Blende aber auch selber justieren.

Die Blendenautomatik ist vor allem dann praktisch, wenn du eine bestimmte Belichtungszeit brauchst – sei es jetzt besonders lang (Nachtaufnahmen) oder besonders kurz (Sportfotos).

A / Av = Blendenpriorität bzw. Zeitautomatik (aperture value)

Umgekehrt gibt’s das Ganze natürlich auch: du legst die Blendenöffnung fest, der Rest wird automatisch angepasst.

Das ist zum Beispiel hilfreich, wenn du auf jeden Fall mit Offenblende arbeiten möchtest, um einen möglichst unscharfen Hintergrund zu erzielen, die Helligkeit aber schwankt.

A-Dep = Schärfentiefenautomatik

Bei Canon findet sich bei einigen Modellen der EOS-Reihe der Modus A-Dep, bei dem du über einen Schieberegler die Blende und Belichtungszeit regulieren kannst. Dadurch siehst du eben direkt, wie unscharf dein Hintergrund je nach Blendenöffnung wird, und bekommst die passende Belichtungsdauer.

Habe ich nie benutzt, hmm…

P = Programmautomatik

Verschlusszeit und Blende werden von der Kamera gesteuert, für ISO und Co. bist du selber zuständig.
Bei den meisten Kameras kannst du einstellen, ob du lieber eine kurze Belichtungszeit bei offener Blende verwenden willst oder umgekehrt lieber stärker abblendest und dafür länger belichtest.

Ehrlich gesagt, kann ich mit diesem Modus nicht viel anfangen und verwende ihn nie. ;)

B = bulb

Manche Kameras bringen einen eigenen Modus für Langzeitbelichtungen mit. Hierbei bleibt die Blende solange offen, wie auf den Auslöser gedrückt wird (wobei sich hier ein Fernauslöser anbietet, um Verwacklungen zu vermeiden).

C1 – C3 bzw. MR

Das C steht für „Custom“, d.h. hier hast du die Möglichkeit, dir bis zu drei selbst zusammengestellte Einstellungen abzuspeichern.
Bei meiner Sony alpha nennt sich das Ganze MR.

Und dann war da noch die Belichtungskorrektur…

Wenn dir die Bilder, die in den Modi A, S oder P aufgenommen wurden, zu hell oder zu dunkel sind, kannst du an der Belichtungskorrektur herumspielen. Standardmäßig steht die auf 0, du kannst sie aber in einen positiven bzw. negativen Bereich verschieben.

Fazit

Über das Moduswahlrad kannst du den Grad variieren, in dem die Kamera einige oder auch alle Einstellungen automatisch vornimmt. Bei Tageslicht und unbewegten Motiven liefert der Automatikmodus brauchbare Ergebnisse ab, in anderen Situationen bieten sich spezifische Motivprogramme an. Bei der Blenden- oder Zeitpriorität steuerst du einige Parameter, im manuellen Modus hast du die komplette Kontrolle über deine Aufnahme.

Ist es verwerflich, einen Automatik-Modus zu nutzen?

Die erste Version dieses Artikels habe ich 2014 veröffentlicht. Damals schrieb ich:

In der Regel arbeite ich immer im manuellen Modus, Av und Tv kommen aber auch ab und an zum Einsatz.

Damals gehörte es in Fotografenkreisen zum guten Ton, im manuellen Modus zu fotografieren. Alles andere galt als Knipserei. :D

Mittlerweile haben wir 2024. Zehn Jahre sind ins Land gegangen – und die in den Kameras verbaute Technik hat sich rasend weiterentwickelt.
Aktuell arbeite ich mit der Sony a7 III und ich muss sagen, dass ich sehr häufig auf eines der automatischen Szenenprogramme zurückgreife. Beispielsweise fotografiere ich unsere wilde junge Hündin im Sportmodus oder nutze den Makro-Modus im Garten. Und die Bilder werden wirklich richtig, richtig gut!

Letzten Endes kommt es darauf an, dass wir Spaß beim Fotografieren haben und die Bilder genauso gut werden, wie wir es uns erhoffen. Und da führen mittlerweile viele Wege zum Ziel – ich persönlich finde es daher vollkommen okay, auf passende Automatik-Einstellungen zurückzugreifen.


In welchem Kamera-Modus fotografierst du am häufigsten?

16 Kommentare zu „Kamera-Modus: was bedeuten M, S, A, P & Co.?“

  1. Hallo Anne,
    ich arbeite bis jetzt nur im Automatikmodus.
    Alles andere sind noch böhmische Dörfer für mich, aber ich arbeite dran.
    Jedenfalls werde ich im neuen Jahr erstmal einen Kurs besuchen, damit ich auch weiß, was die ganzen Begriffe bedeuten.
    Solche Posts lese ich super gerne, denn da lerne sogar ich ab und an noch was technisches.
    Hab einen schönen Tag und liebe Grüße
    Nicole

  2. Ich arbeite bei meiner Canon bevorzugt mit dem P-Modus, manchmal mache ich dann noch Vergleichsaufnahmen mit dem Auto-Modus und suche hinterher aus, was mir besser gefällt für den jeweiligen Fall…

    Aber mal eine andere Frage an Dich als Fachfrau: warum komme ich hier in die Kommentarfunktion nur ÜBER Deinem Posting? Ich will doch eigentlich erst am Ende kommentieren. Und dann muß ich jedesmal erst wieder hochscrollen. Was ist denn da für wen der Vorteil?

  3. Wie schön, dass du beim Bloggerkommentiertag mitmachst, sonst wäre ich nie auf deinen schönen Blog gestoßen, hab dich direkt über Bloglovin‘ abonniert!
    Dein Beitrag kommt wie gerufen, ich lerne aktuell viel zum Thema DSLR und sauge gerade jede Info dazu auf, vielen Dank!
    LG Angelina

  4. Schön beschrieben und sicher für viele auch hilfreich. Was ich noch ergänzen würde bei dem Vollautomatik-Modus: Eine etwas provokante Aussage vielleicht aber: Meiner Meinung nach würde ich davon immer abraten. da kommt quasi keinerlei Kreativität zustande und mittlerweile sind die Smartphone Kameras so gut. Wenn man im dem Modus bleibt, braucht es keine große Spiegelreflex, man kann auch das Smartphone nutzen.

  5. Hi :-)

    Ich fande das ist ein sehr interessanter Artikel.
    Hättest du Lust auf unseren Blog diesen Artikel als Gastblogger zu bloggen?
    Natürlich darfst du auch deinen Blog verlinken.

    Liebe Grüße, Tenzi

    1. Hallo Tenzi,

      danke für die Blumen. ;-)
      Nein, einen bereits hier erschienen Artikel poste ich auf keinem anderen Blog – damit würdet ihr euch auch in Sachen SEO keinen Gefallen tun, Stichwort Duplicate Content. Aber wir können gerne zu einem anderen Thema zusammenarbeiten! :)

      Liebe Grüße
      Anne

  6. Bisher mache ich fast alle Bilder mit dem „P“ Modus aber ich habe mich ehrlich gesagt auch noch nicht so wirklich mit dem Rest auseinandergesetzt. Werde ich aber tun : D Danke jedenfalls, dass du hier noch mal alles genaustens erklärt hast. Ich finde das das so nie verständlich erklärt wird, weil die meisten Foto-Community Seiten irgendwie davon aus gehen, dass man das schon wüsste : D

  7. Hallo Anne,

    super Erklärung von den verschiedenen Einstellungsmöglichkeiten. Ich bin selber neu in der Fotografie und besitze eine Alpha 6000. Du schreibst, dass du hauptsächlich im manuellen Modus arbeitest. Wie sieht es aus, wenn du mal schnell einen Schnappschuss machen willst und das Motiv jetzt nicht gerade still steht? Ich brauche jetzt am Anfang wirklich lange, um im Modus M eine passende Einstellung zu finden.

    Gruß
    Dennis

    1. Hallo Dennis,
      das kommt ein bisschen drauf an. Mit der Zeit hat man einige Einstellungen einfach im Blut. Ich kann also ganz gut einschätzen, wie kurz ich belichten muss, um dieses oder jenes Motiv scharf in den Kasten zu kriegen, und auf wie viel ISO ich da bei der aktuellen Lichtsituation raufgehen muss (die Blende habe ich fast immer ganz offen, da ich einfach ein Fan von Offenblende bin).

    2. Hi,
      Ich besitze eine Canon 80 D und fotografiere üblicherweise auf A oder ( am liebsten) M. Die Motive sind unbewegt und ich lasse mir gerne Zeit. Als weitere Einstellung habe ich komplett auf unbewegte Motive eingestellt.

      Ich kenne Deine Sony nicht, aber für den Notfall bei schnell bewegenden Motiven habe ich das Szene -Programm auf Sport eingestellt: Highspeed Serie und Multi Focus.
      Dann muss ich nicht viel anpassen, sondern nur das Wahlrad von M auf SCN drehen

  8. Pingback: So gelingen dir scharfe Fotos | vom Landleben

  9. Hallo, ich habe mir eine neue Rüstung (sony a58) angelegt, da ich in meiner Freizeit gerne fotografiere. Nachdem ich gestern einige Bilder von meiner Freundin gemacht habe, ist mir aufgefallen dass einige Bilder total verrauscht und unscharf sind. Nachdem zoomen gibt es einfach keine scharfe Stelle mehr :( Kann ich auch nachträglich ein Modus am Kamera ändern? Oder was würdet ihr mir vorschlagen?

    1. Hallo Deyes,

      herzlichen Glückwunsch zur neuen Kamera! :)

      Mh, das klingt danach, als wärest du zu nah am Motiv gewesen, sodass die Kamera nicht mehr scharfstellen konnte. Je nach Objektiv brauchst du da einen gewissen Mindestabstand. Probier mal, ob du weiter entfernte Objektive (sagen wir mal, am anderen Ende des Raums) heranzoomen und scharf fotografieren kannst?

      Nachdem du ein Foto aufgenommen hast, kannst du es durch veränderte Einstellungen an der Kamera nicht mehr beeinflussen. Du könntest allenfalls versuchen, es am Rechner mit einem Bildbearbeitungsprogramm zu retten, wobei an unscharfen / verwackelten Bildern leider nicht mehr viel zu machen ist.

      Ich hoffe, das hat dir weitergeholfen?

      Liebe Grüße
      Anne

  10. Danke für diesen Beitrag.
    Er hat mir sehr bei dem Kauf einer Kamera geholfen, da ich wusste was die verschiedenen Zeichen bedeuteten.

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