So gelingen dir scharfe Fotos

So gelingen dir scharfe Fotos
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Ob ein Foto etwas geworden ist oder nicht, hĂ€ngt nicht zuletzt von seiner SchĂ€rfe ab. Das Motiv kann noch so toll sein – wenn’s verwackelt ist, war’s das.

In diesem Beitrag lernst du ein paar Tipps und Tricks kennen, mit denen dir knackescharfe Fotos gelingen. 🙂

Pass die Belichtungszeit an

Allem voran ist es wichtig, dass du beim Fotografieren die richtige Belichtungszeit wĂ€hlst: je schneller sich das Motiv bewegt, desto kĂŒrzer musst du belichten. Andernfalls verwischen die Bewegungen, und das möchtest du ja in der Regel nicht.

Mit 1/125s bist du gut beraten, wenn du weitestgehend ruhige Motive wie Landschaften, Portraits oder Stillleben fotografieren möchtest.

Bei Aufnahmen von herumtobenden Hunden oder bei Sportszenen muss die Belichtungszeit fĂŒr scharfe Fotos deutlich kĂŒrzer ausfallen. Wie kurz genau, hĂ€ngt von der Geschwindigkeit ab. Diesen Rennradfahrer beim KölnTriathlon 2014 habe ich beispielsweise mit 1/1000s fotografiert:

Rennradfahrer beim Triathlon
Belichtungszeit: 1/1000s – Blende: f/2.8 (Offenblende) – ISO 400

Wenn du dir im manuellen Modus deiner Kamera nicht ganz sicher bist, kannst du nachschauen, ob sie ĂŒber einen speziellen Modus fĂŒr Sportaufnahmen verfĂŒgt. Hier wird die Belichtungszeit automatisch angepasst.

Übrigens: du selber hĂ€ltst deine Kamera auch nicht völlig ruhig. Aus der Hand kann man nur bis etwa 1/60s verwacklungsfrei fotografieren. FĂŒr lĂ€ngere Belichtungszeiten empfiehlt sich ein Stativ.

Tipp: Schnapp dir deine Kamera, stell das Modus-Wahlrad auf „manuell“ oder „S / Tv“ und experimentiere mit verschiedenen Belichtungszeiten herum! 🙂

Fokussiere richtig

Neben der Belichtungsdauer ist der zweite wichtige Aspekt der Fokus: nÀmlich der Bereich im Bild, auf dem der SchÀrfepunkt liegt.

Das hier ist ein klassisches Beispiel fĂŒr einen verrutschten Autofokus – scharfgestellt wurde auf den Gartenzaun im Hintergrund statt auf die gute Nala:

Verrutschter Autofokus - Fotografie-Tutorial

Durch die Offenblende (f/2.8) wird der Unterschied zwischen den beiden SchĂ€rfe-Ebenen hier ĂŒbrigens besonders deutlich: je weiter offen die Blende ist, desto stĂ€rker fĂ€llt der SchĂ€rfe-UnschĂ€rfe-Verlauf aus. Das heißt: wenn du mit Offenblende arbeitest, um beispielsweise bei PortrĂ€ts einen schön verschwommenen Hintergrund zu erzielen, dann musst du ganz besonders darauf achten, auf den richtigen Punkt zu fokussieren.

Was ist der richtige Fokuspunkt fĂŒr scharfe Fotos?

Dieses Foto hier wirkt unscharf, obwohl der Fokus ganz eindeutig auf Juli liegt:

Richtig fokussieren - scharfe Fotos

Tja. Der Fokuspunkt liegt nĂ€mlich auf Julis Nase. Und bei Portraits – egal ob von Menschen oder Tieren – beurteilen wir anhand der Augen, ob das Bild scharf ist oder nicht.

Das folgende Foto wirkt daher gelungen, obwohl die SchnĂŒss und das hintere Auge schon in UnschĂ€rfe verschwimmen, von den Pfoten ganz zu schweigen:

Richtig fokussieren - Anleitung
Tipp: Gewöhn dir an, beim Portraitieren von Menschen und Tieren den Fokuspunkt immer auf die Augen zu legen.

Es hĂ€ngt natĂŒrlich von den Einstellungen deiner Kamera ab, ob du den Fokuspunkt ĂŒberhaupt selber setzen kannst oder ob das die Automatik fĂŒr dich ĂŒbernimmt. Was ist besser? – Bei Landschaftsaufnahmen, wo sich alle Objekte eher weiter weg befinden, kommt die Kamera-Automatik meist ganz gut hin. Sofern sie ĂŒber eine Gesichtserkennung verfĂŒgt, klappt das Scharfstellen auch bei Portraits zumeist ganz gut.

Kritisch wird es allerdings bei Nahaufnahmen, beispielsweise bei Makros. Da hast du in der Regel ja ganz genaue Vorstellungen davon, auf was fokussiert werden soll – bloß weiß das deine Kamera nicht unbedingt. Hier ist ein klassisches Beispiel fĂŒr einen vermasselten Autofokus – natĂŒrlich sollte eigentlich die vordere BlĂŒte scharf werden, nicht der Zweig:

Richtig fokussieren - Besser fotografieren lernen

… und dann war da ja noch Photoshop.

Photoshop und Lightroom bieten dir die Möglichkeit, ein Foto nachzuschÀrfen.

In Photoshop gibt es zum einen den Scharfzeichnungsfilter, den du unter Filter » Scharfzeichnungsfilter findest. Hier gibt es verschiedene Optionen. Je nach Motiv kann es bereits okay sein, wenn du einfach „Scharfzeichnen“ wĂ€hlst – oder schon zu viel des Guten. Mehr FingerspitzengefĂŒhl beim SchĂ€rfen erlaubt dir die Option „Unscharf maskieren“, bei der du den SchĂ€rfegrad einstellen kannst.

Unscharf maskieren in Photoshop

Hiermit wird jeweils das gesamte Foto nachgeschÀrft.

Alternativ dazu kannst du auch das Scharfzeichner-Werkzeug benutzen, um gezielt einzelne Bereiche – wie etwa die Augen – zu schĂ€rfen.

Scharfzeichnen in Photoshop

In der Leiste am oberen Bildschirmrand lÀsst sich die StÀrke der SchÀrfe an einem Regler einstellen.

Tipp: Öffne ein Foto in Photoshop, wĂ€hle das Scharfzeichner-Werkzeug und probiere aus, wie sich verschiedene PinselgrĂ¶ĂŸen und StĂ€rken auswirken, wenn du damit an bestimmten Stellen in deinem Foto herum malst.

Woran erkenne ich, ob ich Bild zu sehr nachgeschÀrft wurde?

Denn mit beiden Varianten solltest du behutsam umgehen und deine Fotos nur dezent nachschĂ€rfen. Wird zu viel nachgeschĂ€rft, wirken die Bilder nĂ€mlich sonst schnell pixelig und ĂŒberzeichnet:

Nicht zu stark schÀrfen in Photoshop

Fazit

Damit deine Fotos knackig scharf werfen, sind bei der Aufnahme zwei Dinge wichtig:

  • Die Belichtungszeit darf je nach Motiv nicht zu lang sein.
  • Der Fokuspunkt muss auf der richtigen Stelle sitzen – bei Menschen und Tieren in der Regel auf den Augen.

Anschließend kannst du das Bild noch bearbeiten und dezent nachschĂ€rfen.

Ich hoffe, diese paar Kniffe helfen dir dabei, scharfe Fotos aufzunehmen.
Viel Spaß beim Losziehen mit deiner Kamera! 🙂

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22 Kommentare

  1. Hi Neontrauma,
    wieder mal einer toller Blogpost. Ich fotografiere derzeit nicht, da ich in der Schweiz bin und meine Kamera zuhause in Deutschland liegt. Aber diese lasse ich mir schon bald nachschicken und dann werde ich in der Schweiz ein bisschen hin und her reisen und dabei möchte ich die Landschaft der Orte und StĂ€dte fotografieren. Grosse und alte BrĂŒcken könnten dabei auch sein wie zum Beispiel in der Stadt Bern. Dort gibt es ĂŒber den Fluss Aare sehr viele schöne BrĂŒcken. Mit dem Scharfzeichnungsfilter im Fotoshop habe ich bisher nur ein paar Mal gearbeitet und ich versuche beim Fotografieren darauf zu achten, dass ich scharf stelle. Was ich mir noch zulegen will, ist es Stativ, um Verwacklungen zu vermeiden. Kannst du mir vielleicht eine bestimmte Stativmarke empfehlen? WĂŒrde mich ĂŒber einen RĂŒckkommentar sehr freuen :-).

    • Hej,

      ohne Kamera wĂŒrde mir ja echt was fehlen. 😉

      Ein bestimmtes Stativ kann ich dir leider nicht empfehlen. Ich verwende ein ziemlich altes von meiner Mom, weiß gar nicht welche Marke das ist. 😉 Achte auf jeden Fall darauf, dass es stabil genug ist fĂŒr deine Kamera und dein schwerstes Objektiv, die maximale Belastbarkeit ist da immer in kg angegeben.
      Was ich sehr praktisch finde, ist ein Kugelkopf – damit kann man die Kamera beliebig ausrichten.

  2. Hey Anne, danke fĂŒr das schöne Tutorial.

    Dazu hĂ€tte ich auch gleich mal eine Frage. 😀 Wie ist die Reihenfolge, wenn ich ein Bild bearbeite, um es in meinem Blog oder einem Forum zu zeigen, richtig? (Weißabgleich korrigieren) – Verkleinern – NachschĂ€rfen? Oder eher: (Weißabgleich korrigieren) – NachschĂ€rfen – Verkleinern – nochmal nachschĂ€rfen? Ersteres spielt hierbei gerade ja keine Rolle und ist ja auch nicht immer nötig, ich schreib’s nur der VollstĂ€ndigkeit halber dazu. Vielen Dank schonmal fĂŒr deine Antwort. 🙂

    • Hej,

      bei den meisten Bildern fĂŒr’s Web verkleinere ich sie erst und schĂ€rfe sie dann ggf. nach.

      FĂŒr Prints oder Fotos, mit denen ich mir in der Bea mehr MĂŒhe gebe 😀 , passe ich das Rauschen und ein leichtes SchĂ€rfen in der OriginalgrĂ¶ĂŸe ĂŒber den Filter „Scharfzeichnen -> Uncharf maskieren“ an, verkleinere dann ggf. auf WebgrĂ¶ĂŸe und gehe, wenn nötig, nochmal mit dem Scharfzeichner drĂŒber.
      Bei Bildern mit mehr Rauschen korrigiere ich das schon in Lightroom… wobei ich ds SchĂ€rfen-Tool da irgendwie nicht so pralle finde (was aber auch daran liegen kann, dass ich mich zu wenig damit auseinandergesetzt habe).

      Variierst du beim zweistufigen NachschĂ€rfen denn die Tools bzw. StĂ€rke? So aus der LamĂ€ng weiß ich jetzt nicht, ob das bessere Ergebnisse liefert. Hast du da schon mal eine Versuchsreihe draus gemacht und die Ergebnisse nebeneinander gestellt? 🙂

      • Naja, ich lasse meine Bilder ja nicht entwickeln. Und beim zweifachen NachschĂ€rfen fĂŒr’s Internet finde ich es dann schon ohne Vergleich zu scharf. Habe allerdings auch nie irgendwas variiert. Wobei ich aber immer mit „Unscharf masskieren“ schĂ€rfe… habe allerdings auch Gimp, nicht Photoshop. Keine Ahnung, ob das da auch noch anders geht.

  3. Hi Anne,

    danke dir fĂŒr die rasche Antwort. Ich werde es mir notieren, dass ich ein stabiles Stativ mit einem Kugelkopf brauche. FrĂŒher oder spĂ€ter werde ich mir eines anschaffen, denn ich auch mit dem Gedanken spiele, mir ein 400mm-Objektiv zu kaufen. Daher könnte mir ein Stativ dabei helfen, schöne Fotos zu realisieren.

  4. Du hÀttest noch erwÀhnen können, das bei den meisten Objektiven bei Offenblende meist nicht die perfekte SchÀrfe liegt.
    Lieber man geht 2-3 Blendenstufen hoch. Außer man möchte natĂŒrlich die SchĂ€rfeebene sehr gering halten aus kĂŒnstlerischem Aspekt.

  5. Ich habe öfter das Problem, dass ich zwar die Augen fokussiere, sie aber nicht gestochen scharf werden. Das nervt mich echt fĂŒrchterlich, weil es ein tolles Bild versauen kann. Oft sind es ja nur mm Unterschiede, wo der Fokuspunkt dann im Endeffekt liegt. Vielleicht ist manuell scharfstellen doch besser, aber durch den Sucher sieht man das immer so schlecht.

    • Puh, manuell scharfzustellen finde ich auch extrem schwierig, das mache ich nur bei Motiven, die sich nicht bewegen und bei denen der Autofokus aufrund geringer Kontraste Probleme hat.

      Werden die Augen denn nicht scharf, weil der Fokuspunkt nicht exakt trifft, oder hast du eventuell auch einen Tacken zu lange belichtet?

  6. Hallo,

    Im Großen und Ganzen inhaltlich alles gut geschrieben.

    Allerdings sollte man nicht den Filter Schafzeichen verwenden da, man dort keine Einstellungen vornehmen kann. WĂŒrde dir zu unscharf Maskieren Raten, da man dort entsprechende Einstellungen vornehmen kann.

    mfg Felix

    • Hallo Carina,

      freut mich, dass ich dir mit dem Artikel weiterhelfen konnte! 🙂

      „Die meisten Seiten haben einfach zu viel Text“ – jap, das ist ein Problem vieler Blogs. Wobei das eigentliche Problem gar nicht die reine Menge des Texts ist – im Gegenteil, ausfĂŒhrliche Artikel, die ein Thema wirklich detailliert behandeln, sind super! Der Knackpunkt ist aber, wie der Text gestaltet ist. Niemand mag sich durch eine riesige Wand aus Wörtern kĂ€mpfen, ohne AbsĂ€tze, Illustrationen, ZwischenĂŒberschriften und so weiter. Hier habe ich mal darĂŒber geschrieben, was einen gut lesbaren Blogartikel ausmacht: http://neontrauma.de/bloggen/textgestaltung.php

  7. Hallo Anne, ich habe das Problem mit Fenstern wenn die Sonne scheint. Das Innere des Fensters ist mir dann zu hell…Ich fotografiere noch nicht so lange, habe analog angefangen und bin jetzt auf digital umgestiegen, stelle alles manuell ein, benutze auch bei Makro kein Stativ und mag Photoshop definitiv nicht,. Ich bringe meine Bilder so aufs Papier wie ich sie sehe und fotografier…
    Aber hast du fĂŒrs fensterproblem n kleinen Tipp?
    Lieben Dank

    • Hallo Diana,

      meinst du, wenn du einen Raum fotografierst und dann entweder der Raum zu dunkel oder die Welt vor dem Fenster zu hell werden? Das ist tatsÀchlich ziemlich tricky, weil du hier oft zwei ganz verschiedene Lichtsituationen hast. Du kannst versuchen, dem durch eine möglichst gute Beleuchtung des Raums entgegenzuwirken, sodass der Unterschied in der Helligkeit weniger gravierend ist.
      Andernfalls hĂ€tte ich dir jetzt geraten, in der anschließenden Bildretusche die Tiefen und Lichter anzupassen, quasi analog zum Abwedeln und Nachbelichten in der Dunkelkammer.

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