
Während des Studiums stand ich damals vor einem klassischen Studentenproblem: ich hatte nur wenig Geld zur Verfügung, wollte aber unbedingt auf Konzerte und Festivals gehen. Nun hätte ich kellnern können oder so, um das Geld für die Tickets zusammenzubekommen. Bei meinem Talent zum Umschmeißen, Verschütten und Fallenlassen wäre das aber vermutlich keine sonderlich steile Karriere geworden. 😀
Stattdessen besann ich mich auf das, was ich ganz gut kann: Schreiben und Fotografieren. Warum also nicht im Auftrag eines Musikmagazins über Konzerte berichten und im Gegenzug freien Eintritt erhalten?

Das machte ich denn auch – zuerst kurz zusammen mit jemand anderem und dann gründete ich mein eigenes Online-Magazin BlackLive, das von 2007 bis 2012 existierte. Dafür bin ich kreuz quer durch die Republik gefahren und durfte unzählige Konzerte und Festivals fotografieren. Das war schon eine coole Zeit! 🙂
Als ich in Vollzeit zu arbeiten begann und wir das Hundetier adoptierten, rückte das alles in den Hintergrund und seitdem komme ich nur noch sehr selten in den Genuss, mal wieder ein Konzert zu shooten.
Damals hatte ich mal einen Artikel mit Tipps und Hinweisen rund um die Konzertfotografie getippt, der durch meine Blogumzüge erstmal in der Versenkung verschwand. Als der Konzertheld und ich neulich aber hier in den Kommentaren mal auf das Thema Konzertfotografie kamen, versprach ich, den Beitrag auszugraben – here we are. 🙂
Wie gesagt, meine Zeit als Konzertfotografin ist nun schon ein Eckchen her (immerhin bin ich seit 2012 mit der Uni fertig… Kinners, wie die Zeit vergeht!), aber das meiste rund um Akkreditierung & Co. dürfte auch heute noch gelten.
In diesem Sinne – viel Spaß beim Lesen! 🙂

Wenn ich irgendwo meine Konzertfotos zeige, kommen oft Fragen auf wie:
- Hast du die Bilder vom Publikum aus aufgenommen oder vom Fotograben?
- Wie kommt man in den Fotograben / wann bekommt man einen Fotopass?
- Was muss man als akkreditierter Fotograf beachten?
- Welche Kamera und welche Objektive braucht man für die Konzertfotografie?
Im Folgenden werde ich auf diese Fragen eingehen. 🙂
Darf ich auf Konzerten einfach so fotografieren?
Üblicherweise darfst du auf Konzerte nur Handys und Kompaktkameras mitnehmen, also keine Spiegelreflexkameras und meistens auch keine Bridgekameras. Es gibt einige wenige Ausnahmen, mir selber sind da das Blackfield-Festival und das Amphi-Festival bekannt. Hier darf jeder Besucher alles an Fotoausrüstung mitschleppen, was er tragen kann 😉 , und vom Publikum aus fotografieren.
Ansonsten brauchst du einen Fotopass, sprich, du musst als Fotograf akkreditiert werden.

Wie läuft das mit der Akkreditierung?
Einen Fotopass erhältst du, wenn du für eine Zeitschrift oder ein Onlinemagazin fotografierst und somit einen Redaktionsauftrag hast. Einen Presseausweis benötigt man in der Regel nicht – zumindest habe ich bei meinen Akkreditierungen über BlackLive nie einen gebraucht.
Erkundige dich bei einschlägigen Medien, ob sie Interesse an einem Konzertfotografen haben. Du solltest natürlich über eine entsprechende Ausrüstung verfügen und idealerweise bereits Referenzen vorweisen können. Bedenke, dass die wenigsten Redaktionen jemanden für eine einmalige Aktion ins Boot holen wollen, sodass du als festes Redaktionsmitglied etliche Zeit in Vorberichte investieren wirst, in die Konzerte selber, die Bearbeitung der Bilder und das Veröffentlichen.

Stichwort Vorberichte: üblicherweise veröffentlicht man einen Vorbericht mit einigen Infos zur Band, der Tour mitsamt Tourdaten und gegebenenfalls der aktuellen Platte. Ein Belegexemplar bzw. ein Link zum Vorbericht gehören dann in die Akkreditierungsanfrage an den Veranstalter des Konzerts, zusammen mit deinem Namen, dem Namen und Ansprechpartner des Mediums und einer Angabe, wann die Fotos bzw. der Konzertbericht veröffentlicht werden.
Die Akkreditierungsbestätigung solltest du dir unbedingt ausdrucken. Die Presseliste am Einlass ist nicht immer aktuell, sodass du dir mit einem Ausdruck einige Herumtelefoniererei ersparen kannst. 😉

Bevor es losgeht: eine Checkliste
Pack deine Kamera ein, deine Objektive und kontrolliere deine Ausrüstung:
- Ist eine Speicherkarte eingelegt?
- Hast du Ersatzspeicherkarten dabei? Sind alle leer?
- Sind die Akkus in der Kamera geladen?
- Ersatzakkus eingepackt?
- ein weiches Tuch zum Reinigen der Linse
- ein Stift samt Notizblock – sofern du einen Konzertbericht schreiben wirst
- die Akkreditierungsbestätigung
- Ohrenstöpsel! Du stehst unmittelbar vor den Boxen, ruinier dir nicht die Ohren (jaja, klingt oberlehrerhaft, ist aber wahr 😉 )
- Handy, Portemonnaie, Taschentücher, … das Übliche eben
Zieh dir etwas Dunkles an. Mit weißer Kleidung leuchtest du wie ein Weihnachtsbaum, und das willst du nicht. Als Fotograf solltest du möglichst unsichtbar sein.

Vor Ort
Je nach Location gibt es einen eigenen Presseschalter, sodass du dich nicht in die Schlange am Eingang stellen musst. Teilweise erhält man einen schnieken, laminierten Fotopass für’s Lanyard, teilweise einen Stoffaufkleber oder ein spezielles Bändchen – oder auch gar nichts.

Wenn es einen Fotograben gibt, also einen abgetrennten Bereich zwischen Bühne und Publikum, kannst du die Sache entspannt angehen. Guck rechtzeitig, auf welcher Seite der Bühne sich der Eingang zum Graben befindet.
Sofern kein Graben vorhanden ist, bist du gut damit beraten, rechtzeitig vor Ort zu sein und dir einen Platz am vorderen Bühnenrand zu sichern. Guck, wo das Mikro steht, und platziere dich nicht direkt davor. Andernfalls wird es auf deinen Fotos das Gesicht des Sängers verdecken.
In der Regel darfst du während der ersten drei Songs in den Graben.
Je nach Veranstalter und Band musst du die Kamera danach für den Rest des Konzerts abgeben oder musst sogar die Halle verlassen. Meistens geht es aber recht locker zu und du stellst dich dann halt irgendwo an die Seite. Kläre am Einlass, ob du während des restlichen Konzert aus dem Publikum fotografieren darfst, dagegen haben viele Veranstalter nichts.

Verhalten im Fotograben
Es ist soweit: das Licht geht aus, die ersten Takte erklingen und die Security winkt die Fotografen in den Graben.
Deine Tasche platzierst du am besten an der Seite an einer Stelle, wo niemand drüberfällt. Gerade, wenn es im Graben eng ist, stört sie dich und die anderen Fotografen ansonsten.
Es gibt eine eiserne Grundregel, an die du dich bitte hältst: nicht blitzen!
Für die Musiker ist Blitzlicht direkt vor ihrer Nase verdammt irritierend, und auch den anderen Fotografen versemmelst du damit die Bilder.
Nimm Rücksicht auf die anderen Fotografen. Sprich: wenn du von A nach B willst, duck dich und laufe niemandem durchs Bild. Wenn du einen Superplatz erwischt hast, mach deine Bilder und dann lass auch mal jemand anderen an diese Stelle. Schubs nicht, tritt nicht, … sei halt nett. 😉
Welche Kamera? Welches Objektiv? Und welche Kamera-Einstellungen?
Meistens sind Konzerte eher dunkel. Du brauchst also hohe ISO-Werte und demzufolge eine Kamera, die auch jenseits der ISO 1000 noch annehmbare Bilder liefert. Mit der Canon 350D habe ich oft geflucht, mit der 40D war ich zufrieden und mit der 5d Mk III ist es ein Traum. 😉
Die wenigsten Musiker stehen ganz still da, sodass du die Belichtungszeiten entsprechend anpassen musst. Mit 1/160s als Einstieg bist du meistens gut beraten.

Für das Objektiv ist das entscheidendste Kriterium seine Lichtstärke: weniger als f/2.8 sollte es nicht haben.Auch die Geschwindigkeit und Treffsicherheit des Autofokus sind wichtig.
Ein Tipp für die Canon-Fraktion ist da das 50mm f/1.8*, was du bereits für rund 150 Euro bekommst. Ich selber schwöre auf das Tamron 28-75mm f/2.8 sowie als Teleobjektiv auf das Sigma 70-200mm f/2.8
. Beide Objektive gibt es sowohl für Kameras von Canon, als auch von Nikon und Sony.
[asa2]B00XKSBMQA[/asa2]
Jenseits von funzeliger Bühnenbeleuchtung bringen Konzerte oft ein paar weitere Tücken mit sich:
- Stroboskoplicht. Hell-dunkel-hell-dunkel in Sekundenbruchteilen. Bei sowas wähle ich eine sehr kurze Verschlusszeit gemäß der hellen Phasen und setze auf die Serienbildfunktion – zumindest die Hälfte wird dann was.
- Nebel. Sieht toll aus, wenn er hinter den Musikern aufwallt und vielleicht sogar bunt angestrahlt wird. Sobald er den Leuten vor dem Gesicht herumwogt, kannst du scharfe Fotos vergessen. Hier hilft dann in der Regel nur noch die anschließende Bildbearbeitung, um Kontraste in das Bild zu bekommen.
- Rotes Licht. Der Feind aller digitalen Kameras, rotes Licht ergibt nämlich schnell Pixelmatsche. Bisweilen rettet es ein Bild, wenn du es in schwarz/weiß konvertierst.
- Gar kein Licht. Gibt es auch zuweilen. 😀 Da kannst du dann getrost die Kamera runternehmen und die Musik genießen.

Und sonst so…
Was klar sein sollte: veröffentliche keine Fotos, auf denen die Musiker unvorteilhaft aussehen. Belämmerter Blick, fliegende Speicheltropfen, Dreifachkinn – Outtakes können witzig sein, aber stell niemanden bloß. Du willst ja schließlich auch noch ein nächstes Mal akkreditiert werden.
Nachdem ich dezent überrascht war, auf wie vielen Webseiten die Google-Bildersuche überall meine Fotos zu Tage förderte, habe ich mir vor einigen Jahren angewöhnt, Fotos grundsätzlich nur noch mit Wasserzeichen ins Internet zu stellen. Traurig aber wahr ist, dass man Bilderklau nicht verhindern kann. Und zu dem Kosten-Nutzen-Faktor hinsichtlich Geld und Zeit bei rechtlichen Schritten gegen irgendeine Fanseite von Teenagern, die Fotos zusammenklauben ohne einfach mal zu fragen, darf sich auch jeder seine eigenen Gedanken machen. Daher habe ich da irgendwie resigniert und knall halt mein Wasserzeichen drauf und entsprechende EXIF-Daten in die Datei, dann ist es wenigstens Werbung für die Seite.
Zur häufig gestellten Frage, ob du deine Konzertfotos dann später verkaufen darfst, verweise ich mal auf Martin Black.
Der ist ein großartiger Fotograf, hat auf YouTube einige Videos rund um die Konzertfotografie eingestellt und ist in natura noch sympathischer als in den Videos.
Und noch ein kleiner Tipp, sofern du nicht nur zum Fotografieren vor Ort bist, sondern auch einen Konzertbericht schreiben wirst: versuche, ein Foto von der Setlist zu machen. In der Regel klebt so ein DIN A4-Zettel mit einer Liste aller gespielten Songs irgendwo am vorderen Bühnenrand, wo die Musiker ihn sehen können. Das erleichtert dir nachher das Schreiben.
Ich hoffe, mit diesem Beitrag habe ich deine brennendsten Fragen zur Konzertfotografie beantwortet! 🙂
Hast du schon mal ein Konzert geshootet? Welche Tipps kannst du noch ergänzen?