
Luminar wird in Fotografenkreisen aktuell ziemlich gehypt. Aber kann Luminar wirklich Adobe Lightroom ersetzen?!
Ich bearbeite meine Fotos ja gerne nach: hier den Ausschnitt verbessern, dort einen hĂ€sslichen MĂŒlleimer wegretuschieren. Die Farben etwas wĂ€rmer, Tiefen und Lichter optimieren, am Ende nachschĂ€rfen. Das macht mir fast so viel SpaĂ wie das Fotografieren selber! đ
Daher habe ich gespannt die 14-tÀgige Testversion der Bildbearbeitungs-Software Luminar ausprobiert.
Kann mich Luminar ĂŒberzeugen? Und hĂ€nge ich Adobe Photoshop & Lightroom jetzt an den Nagel?!
Was ist Luminar?
Luminar ist eine Bildbearbeitungs-Software, die stark auf KĂŒnstliche Intelligenz (Artificial Intelligence, AI) setzt. Wie auch in Lightroom kannst du alle möglichen Einzelheiten deines Fotos manuell korrigieren und verschiedene Effektfilter anwenden. Die AI nimmt dir aber viel davon ab.
DarĂŒber hinaus ermöglicht Luminar auch das Austauschen des Himmels (!), das gezielte Optimieren der Struktur wichtiger Bildbereiche oder das Verbessern der Haut bei Portraitfotos.
Vor gerade einmal drei Jahren, Ende 2016, veröffentlichte die Firma Skylum (vormals Macphun) die erste Version von Luminar. Aktuell ist Luminar 4 am Start.
Luminar kann als Standalone genutzt werden oder auch als Plugin fĂŒr Lightroom, Photoshop und Aperture.
Die Software lĂ€uft auf Windows und MacOS und kostet derzeit einmalig 89âŹ.
Zum Vergleich: mein aktuelles Toolset
Derzeit verwende ich die klassische Kombination aus Adobe Lightroom und Photoshop.
In Lightroom organisiere ich meine Fotos und nehme die RAW-Bearbeitung vor, danach wandern die Bilder zum Feintuning in Photoshop.
Das Abo von Photoshop und Lightroom zusammen kostet mich 11,89⏠im Monat. Ich hÀtte durchaus nichts dagegen, diese wiederkehrende Ausgabe durch einen Einmalkauf zu ersetzen.
Erste Schritte in Luminar
Nach der problemlosen Installation prĂ€sentiert Luminar eine aufgerĂ€umte OberflĂ€che. Vieles erinnert an Lightroom, sodass die Einarbeitungszeit fĂŒr Umsteiger extrem kurz ausfĂ€llt.

Auch als Neuling wirst du dich in Luminar vermutlich schnell zurechtfinden – die Schieberegler sind einleuchtend benannt. Im Zweifelsfall klickst du dich also einfach durch und probierst aus, was sich wie auswirkt.
Zuerst wollen die Bilder importiert werden. AnschlieĂend kannst du, Ă€hnlich wie in Lightroom, zwischen der Bibliothek und dem Bearbeiten-Modul wechseln.
Die Bearbeitung lĂ€uft gröĂtenteils intuitiv ĂŒber Schieberegler und Dropdown-MenĂŒs ab.
Die Bearbeitung ist non-invasiv, das heiĂt: die Originaldatei wird nicht verĂ€ndert. Mit einem Klick kannst du alle Ănderungen ungeschehen machen.

Beispiel: Bildbearbeitung eines Waldfotos
Es ist schon irre, was sich aus einem Foto herausholen lÀsst!
Hier einmal zum Vergleich ein Vorher-Nachher-Foto aus dem Wald in der Wahner Heide, das ich mit der Sony a6000 aufgenommen habe:

Nach gerade einmal zwei Minuten in Luminar ist das daraus geworden:

Das untere Bild wĂŒrde ich mir an die Wand hĂ€ngen, das obere nicht.
TatsĂ€chlich spiegelt das bearbeite Foto viel eher die Stimmung wieder, die dort im Wald herrschte. FĂŒr mich kommt es der Wirklichkeit also nĂ€her als das Original aus der Kamera.
Weniger ist mehr
Keine Frage, Bildbearbeitung ist heutzutage eine unglaublich mĂ€chtige Sache. Allerdings bewegst du dich damit auf einem schmalen Grat… denn wie lange zeigt ein Foto noch die Wirklichkeit? Ab wann sieht es vielleicht toll aus, hat mit der RealitĂ€t aber nicht mehr viel zu tun? Und muss es das ĂŒberhaupt?
Im Eifer des Gefechts passiert es in Luminar auf jeden Fall schnell, dass die Bilder unrealistisch wirken. Bei aller Liebe zur Bildretusche frage ich mich ja immer: könnte es so gewesen sein? – Wenn etwa die Farben kĂŒnstlich und zu grell leuchten, war es defintiv zu viel des Guten.
Im Zweifelsfall musst du Luminar etwas zĂŒgeln und die automatischen Anpassungen abschwĂ€chen. Das geht sehr einfach, fast ĂŒberall lĂ€sst sich die IntensitĂ€t von 0 bis 100 einstellen.
Hier hatte ich beispielsweise ein Foto der Burguine Windeck, das ich verbessern wollte:

Die automatische Anpassungen lieferte ein Resultat, das mir zu kĂŒnstlich wirkte. Insbesondere das GrĂŒn der Wiese wirkt sehr grell.

In wenigen Klicks lÀsst sich das aber regulieren:

Hier noch einige Vorher-Nachher-Fotos:



Bei den Möwen fĂ€llt ĂŒbrigens auf, dass das Radieren-Werkzeug in Luminar nicht so gut funktioniert wie das in Photoshop. Zudem rödelt es jedesmal etliche Sekunden, was auf Dauer nervt.


AI Sky Replacement: immer der gleiche Himmel?
Ein zweifelsohne ziemlich beeindruckendes Feature stellt das „AI Sky Replacement“ dar: mit einem Klick lĂ€sst sich der Himmel austauschen. Und zwar so, dass es verdammt realistisch rĂŒberkommt. Selbst fisselige BĂ€ume werden sauber freigestellt und auch die Lichtstimmung des ĂŒbrigen Fotos passt sich dem jeweiligen Himmel an.
Ist dir das bei dem Möwenfoto oben aufgefallen?
Auf den ersten Blick ist das Sky Replacement ein unglaublich geniales Feature! Denn wem ist es nicht schon mal passiert, dass man aus irgendwelchen GrĂŒnden nur einmalig an einer bestimmten Location fotografieren konnte – und ausgerechnet da war der Himmel langweilig grau?
Mir ging es zum Beispiel so, als ich vor einiger Zeit die Burgruine Eibach fotografierte. Was fĂŒr ein öder Himmel!

Luminar macht es einem verfĂŒhrerisch einfach, in die Kitschfalle zu tappen… einfach einen Himmel mit Sonnenuntergang auswĂ€hlen und die Farben noch ein bisschen anpassen. VoilĂ :

Ab und an mag das nett sein, aber man hat es auch schnell ĂŒber.
Dann doch lieber eine realistischere Version mit einem dezent blauen Himmel:

Die Kehrseite der Medaille ist natĂŒrlich, dass viele Fotografen auf die rund 30 mitgelieferten Himmel zurĂŒckgreifen werden. Durchaus nicht unwahrscheinlich, dass einem der immergleiche Himmel dann bald allĂŒberall begegnet.
Allerdings kann man auch eigene Himmelsfotos hinterlegen, das sorgt fĂŒr die nötige IndividualitĂ€t.
Das hier ist einer der mitgelieferten Sternenhimmel:


Das Ersetzen des Himmels funktioniert technisch erstaunlich gut. Die ĂbergĂ€nge vom Horizont zum Himmel werden sauber erkannt und auch die generelle Farbstimmung des Motivs wird entsprechend angepasst.
So entstehen aus der gleichen Aufnahme völlig unterschiedliche Bilder – ganz links das Originalfoto, in der Mitte die etwas nachbearbeitete Variante und rechts das gleiche Bild mit einem anderen Himmel:



Vorteile und Nachteile – Luminar vs. Lightroom
Es macht richtig viel SpaĂ, mit Luminar das Beste aus deinen Fotos herauszukitzeln! đ
Fast alle Ergebnisse lieĂen sich auch in Lightroom erzielen – aber mit deutlich mehr Arbeitsschritten und viel mehr manuellem Gefriemel. In Sachen Effizienz hat Luminar also eindeutig die Nase vorn.
Zwei groĂe Mankos hat Luminar aber zumindest aktuell noch:
- Luminar kann nicht mit Metadaten umgehen. Kamerainfos, Bildtitel & Co. gehen beim Ăffnen mit Luminar verloren und du kannst sie auch nicht manuell eintragen.
Einzig eine Bewertung nach Sternen und Farben bietet Luminar an – das nutze ich allerdings beides nicht. FĂŒr den Export vermisse ich hier vor allem die Möglichkeit, einen Bildtitel und meine Copyright-Infos zu hinterlegen. - Es ist mega-umstĂ€ndlich, ein Wasserzeichen hinzuzufĂŒgen. In Photoshop erledige ich das ruckzuck mit einem Brush, sodass ich bei jedem Foto die optimale Bildecke und IntensitĂ€t einstellen kann. Das geht in Luminar nicht.
Aufgrund dieser beiden Punkte möchte ich aktuell noch nicht auf die Adobe-Produkte verzichten. Luminar fĂŒgt sich aber smart in den Workflow ein – die Fotos lassen sich nĂ€mlich einfach von Lightroom aus in Luminar öffnen und von dort aus in Photoshop.
Vorerst wird Luminar meinen Workflow also einfach ergĂ€nzen… und ich bin sehr gespannt, ob die kĂŒnftigen Versionen Lightroom und Photoshop dann vielleicht wirklich ĂŒberflĂŒssig machen.
Mein Fazit
FĂŒr weniger als 100⏠bekommst du mit Luminar ein unglaublich mĂ€chtiges Tool zur Bildbearbeitung an die Hand. Du benötigst keine Vorkenntnisse und musst dich nicht stundenlang einarbeiten, um deine Fotos in beeindruckende Bilder zu verwandeln.
Auch als anspruchsvoller Anwender, der nicht alles der Automatik ĂŒberlassen will, kommst du hier voll auf deine Kosten.
Du kannst Luminar ĂŒber die Webseite kaufen oder ĂŒber Amazon*.
Hast du Luminar schon ausprobiert?